21
Mär.
Die Genehmigung der Fusion der Agro-Giganten Bayer und Monsanto durch die
EU-Wettbewerbskommission hat MISEREOR-Chef Pirmin Spiegel heute scharf
kritisiert: "Die Übernahme, die mit dieser Entscheidung so gut wie
beschlossen ist, hat für Bäuerinnen und Bauern weltweit fatale Folgen. Die EU
hat damit versäumt, die Macht der Agrar-Konzerne stärker zu regulieren und die
dringend notwendige Ernährungs- und Agrarwende zu unterstützen."
Auch die mit der Genehmigung verbundenen strengen
Auflagen der Behörden könnten die Konzentrations- und Monopolisierungstendenz
in der globalen Landwirtschaft nicht aushebeln. "Die Fusion von Bayer und
Monsanto ist ein weiterer Schritt in Richtung der Kontrollübernahme weniger
Konzerne über die weltweiten Saatgut- und Pestizidmärkte. Für die Konzerne geht
es um Ertragssteigerung durch das von ihnen produzierte Saatgut in Kombination
mit den passenden Pestiziden, es geht um Gewinnmaximierung und die Erschließung
neuer Wachstumsmärkte. Es handelt sich um kapitalintensive, hoch risikoreiche
Ansätze, die weder an den Realitäten kleinbäuerlicher Betriebe ausgerichtet
sind, noch an die sich verändernden klimatischen Bedingungen in Afrika, Asien,
Lateinamerika und Europa", so Spiegel.
Gravierende Folgen wie steigende Preise für Saatgut, Dünger und Pestizide, eine
immer geringere Saatgut-Vielfalt und geringere Innovationen im Agrarsektor
seien wahrscheinlich. "Durch die Förderung großflächig angebauter
Monokulturen wie Soja und Mais werden viele Bäuerinnen und Bauern von ihrem
Land vertrieben und haben damit schon heute keine Zukunft mehr. Böden und
Grundwasser sind massiv von der industrialisierten Landwirtschaft betroffen,
ebenso die Gesundheit von Millionen Menschen in den Anbaugebieten durch den
Einsatz giftiger Pestizide. Diese Erfahrungen machen wir, machen unsere Partner
weltweit."
Verloren gehen dabei standort- und klimaangepasste Sorten, die
überdies dem Klimawandel trotzen könnten. "Diese Entwicklungen bringen uns
im nachhaltigen Kampf gegen Hunger und Unterernährung nicht vorwärts",
betont Spiegel. Das stets vorgebrachte 'Welternährungsnarrativ' der
Agrar-Konzerne blende schließlich hartnäckig aus, dass rund 500 Millionen
bäuerliche Familienbetriebe weltweit den Großteil der Weltbevölkerung mit
Nahrungsmitteln versorgten. "Die Anhänger dieses Narratives ignorieren die
strukturellen Fehler des globalen Ernährungssystems: Bereits heute werden Nahrungsmittel
für fast doppelt so viele Menschen produziert, wie auf der Erde leben. Es
mangelt letztlich nicht an Nahrungsmitteln, sondern vor allem an
Verteilungsgerechtigkeit, dem Mitspracherecht von Nahrungsmittelproduzenten und
dem Willen der Konzerne, eine nachhaltige und diversifizierte Ernährung für
alle zu ermöglichen".
www.misereor.de
http://www.forumue.de/projekte/konzernmacht-initiative/